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DIN EN 1090 – Was Unternehmen im Stahl- und Metallbau wissen müssen

DIN EN 1090 – Was Unternehmen im Stahl- und Metallbau wissen müssen

Die DIN EN 1090 ist die zentrale Norm für den Stahl- und Metallbau in Europa. Sie legt die Anforderungen an die Herstellung, Prüfung und CE-Kennzeichnung tragender Bauteile aus Stahl und Aluminium fest. Seit Juli 2014 dürfen solche Bauteile nur noch mit gültiger CE-Kennzeichnung in der EU in Verkehr gebracht werden. Für viele Betriebe ist die Norm damit zu einem entscheidenden Qualitäts- und Wettbewerbsfaktor geworden.

Mit der überarbeiteten Version DIN EN 1090-2/A1:2024-11 steigen die Anforderungen noch einmal deutlich. Doch was bedeutet das für Unternehmen in der Praxis?


Warum ist die DIN EN 1090 so wichtig?

Die Norm sichert die Produktqualität, sorgt für einheitliche Standards in Europa und schafft damit die Grundlage für den freien Warenverkehr. Gleichzeitig schützt sie Bauherren, Planer und Endkunden vor Risiken durch minderwertige Konstruktionen.

Für Hersteller bedeutet das: Nur wer die Anforderungen erfüllt und eine gültige Zertifizierung besitzt, darf tragende Bauteile rechtmäßig auf den Markt bringen.


Ausführungsklassen nach DIN EN 1090 (EXC 1–4)

Die Norm unterscheidet zwischen vier Ausführungsklassen (Execution Classes, EXC). Sie richten sich nach der Beanspruchung, der Versagensfolge und der Komplexität des Bauteils:

  • EXC 1 – Niedrigste Anforderungen
    Für einfache Konstruktionen aus Stahl bis S275, z. B. Geländer bis 0,5 kN/m, Carports, landwirtschaftliche Gebäude ohne Publikumsverkehr.
  • EXC 2 – Standardklasse
    Für mittlere Komplexität, z. B. Gewerbebauten, öffentliche Gebäude, Vordächer oder Tragwerke mit mittlerer Versagensfolge.
  • EXC 3 – Hohe Anforderungen
    Für komplexe, ermüdungsbeanspruchte Bauteile wie Brücken, Stadien, Türme oder Kranbahnen.
  • EXC 4 – Höchste Anforderungen
    Für Bauteile mit extremen Versagensfolgen, z. B. Brücken in dicht besiedelten Gebieten, Industrieanlagen mit hohem Gefährdungspotenzial oder Sicherheitsbehälter in Kernkraftwerken.

Zentrale Anforderungen der DIN EN 1090

Die Norm ist umfangreich und betrifft nahezu alle Bereiche des Herstellungsprozesses. Besonders wichtig sind:

  1. CE-Kennzeichnung
    Alle relevanten Produkte müssen korrekt gekennzeichnet sein. Die Konformitätserklärung muss vollständig nachvollziehbar sein.
  2. Zertifizierungspflicht
    Jeder Hersteller muss eine werkseigene Produktionskontrolle (WPK) nachweisen, die regelmäßig geprüft und dokumentiert wird.
  3. Qualitätsmanagementsystem (QM-System)
    Ein umfassendes QM-System ist erforderlich, um Produktqualität und Normkonformität zu gewährleisten.
  4. Schweißarbeiten
    Strenge Vorgaben für Schweißanweisungen (WPS), Qualifikation der Schweißer (ISO 9606) sowie zerstörungsfreie Prüfungen ab EXC2.
  5. Materialnachweise
    Alle eingesetzten Materialien müssen prüfbar und rückverfolgbar sein.
  6. Korrosionsschutz
    Dokumentierte Verfahren (z. B. Feuerverzinkung, Beschichtungen) sind Pflicht.
  7. Prüfungen und Kontrollen
    Sichtprüfungen, Maßkontrollen und ggf. zerstörungsfreie Prüfungen müssen dokumentiert und archiviert werden.
  8. Technische Dokumentation
    Fertigungszeichnungen, Stücklisten und Montageanleitungen müssen vollständig und nachvollziehbar vorliegen.
  9. Personalqualifikation
    Mitarbeiter benötigen Schulungs- und Qualifikationsnachweise. Verantwortlichkeiten müssen klar geregelt sein.
  10. Regelmäßige Audits
    Unternehmen sind verpflichtet, sich regelmäßigen Inspektionen zu unterziehen, um ihre Zertifizierung zu erhalten.

DIN EN 1090 Audit – Checkliste zur Vorbereitung

Damit Unternehmen optimal vorbereitet sind, empfiehlt sich eine systematische Audit-Checkliste:

  • Ist die WPK-Dokumentation aktuell und vollständig?
  • Sind alle Produkte korrekt CE-gekennzeichnet?
  • Sind die Bauteile den richtigen Ausführungsklassen (EXC1–EXC4) zugeordnet?
  • Sind gültige Schweißanweisungen und geprüfte Schweißer vorhanden?
  • Gibt es Materialnachweise und Rückverfolgbarkeit?
  • Sind Prüfprotokolle und technische Unterlagen archiviert?
  • Wurde eine interne Vorprüfung durchgeführt?
  • Gibt es einen benannten Ansprechpartner für das Audit?

Vorteile für Unternehmen

Die Einhaltung der DIN EN 1090 bringt neben der Rechtssicherheit auch wirtschaftliche Vorteile:

  • Zugang zum EU-Binnenmarkt
  • Reduzierung von Haftungsrisiken
  • Vertrauensaufbau bei Kunden und Partnern
  • Wettbewerbsvorteil durch nachgewiesene Qualität

Fazit

Die DIN EN 1090 ist weit mehr als nur eine bürokratische Vorschrift – sie ist ein Qualitäts- und Sicherheitsstandard, der den gesamten europäischen Stahl- und Metallbau prägt. Wer die Anforderungen kennt, erfüllt und aktiv lebt, sichert nicht nur seine Marktchancen, sondern schafft auch Vertrauen bei Auftraggebern und Endkunden.

Für Unternehmen bedeutet das: Eine gute Vorbereitung auf das Audit, eine klare Dokumentation und geschultes Personal sind der Schlüssel zum Erfolg.

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